Im Sommer 2022 wurde in den Alpen eine Attraktion eröffnet, die schon seit 80 Jahren in Planung war. Wir befinden uns auf der höchsten Bergbahnstation Europas auf knapp 3900 Metern Höhe am Kleinen Matternhorn. Gegenüber, genau auf der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, liegt das Gletscherfeld Plateau Rosa, auf das ihr vom italienischen Skiort Breuil-Cervinia im Aosta-Tal gelangt.
Neu ist eine Seilbahn, die beide Gebiete verbindet. Damit könnt ihr nun vom bekannten Schweizer Ferienstädtchen Zermatt per Seilbahn die Alpen überqueren und landet in Italien. Die anliegenden Tourismusbüros haben sich dafür natürlich auch einen passenden Markennamen ausgedacht: Matterhorn-Alpenüberquerung bzw. Matterhorn Alpine Crossing auf Englisch.
Das ist aber nicht nur für Fans des Wintersports eine spannende Nachricht. Denn natürlich könnt ihr diese Verbindung auch ohne Skier an den Füßen nutzen. Dafür allein wäre die Anreise aber viel zu schade. Und wenn ihr sowieso nach Zermatt müsst, dann schon stilecht mit dem Glacier Express, dem langsamsten Schnellzug der Welt. Zumindest laut Marketing.
Diese spektakuläre Bahnverbindung führt einmal quer durch die südliche Schweiz vom Konton Wallis nach St. Moritz im Engadin. Vorbei an unzähligen Wasserfällen, Gletschern, türkisen Seen und malerischen kleinen Bergdörfern.
Angekommen in St. Moritz könnt ihr quasi direkt in den nächsten Paradezug der Schweiz umsteigen. Der Bernina Express steht sogar auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe und überquert die Alpen auf über 2000 Metern Höhe ohne Seil oder Zahnrad. Entsprechend spektakulär geht es in engen Kurven hinauf auf den Bernina-Pass und nicht weniger spektakulär auf der anderen Seite wieder hinunter ins italienische Tirano.
Starten und beenden könnt ihr die Reise sinnvoll in Turin, Mailand oder Verona. Auf der folgenden Karte findet ihr die relevanten Strecken eingezeichnet.
Wir empfehlen, mindestens 1 Woche für eine solche Reise einzuplanen. In unserem Beispiel starten wir in Turin und fahren von dort ins Aostatal. In Châtillon haben wir eine weitere Übernachtung eingeplant, um morgens nur fix mit dem Bus zum Ausgangspunkt der Alpenüberquerung zu fahren. Ihr könnt euch aber auch direkt im Skiort Breuil-Cervinia etwas suchen.
In Zermatt solltet ihr mindestens 2 Nächte bleiben, beispielsweise um mit der Zahnradbahn aufs Gornergrat zu fahren. Den ganzen nächsten Tag verbringt ihr im Zug und fahrt auf der Strecke des legendären Glacier Express bis Chur, St. Moritz oder hinauf nach Arosa. Je nachdem, was euer Sitzfleisch hergibt.
Die Reise mit dem Bernina Express könnt ihr von Chur oder St. Moritz beginnen, von Arosa mit kurzem Anschluss auch. Am Nachmittag erreicht ihr dann wieder italienischen Boden in Italien. Habt ihr es eilig, könnt ihr mit dem Regionalzug gleich weiter nach Mailand. Wir planen aber eine weitere Übernachtung ein, fahren dann mit dem Bus über spektakuläre Serpentinen nach Edolo, von wo es mit Lunch-Stopp am tollen Lago d’Iseo weiter nach Brescia geht.
Von hier erreicht ihr westwärts Mailand oder Richtung Osten den Gardasee und Verona, beides natürlich tolle Ziele, um noch einige Tage ranzuhängen.
Kostenübersicht Beispielreise (pro Person)
- 1 Nacht Turin ab 40€
- 1 Nacht Châtillon / Aosta ab 26€
- 2 Nächte Zermatt ab 110€
- 1 Nacht Chur ab 65€
- 1 Nacht Tirano ab 44€
- 1 Nacht Verona ab 57€
- Seilbahn Alpenüberquerung ab 124€
- 2x Tageskarte Schweizer Bahnen ab 110€
- Tickets Regionalverkehr ab 23€
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Gesamt ab 599€ pro Person
Wie immer könnt ihr euch von unserem Beispiel inspirieren lassen und die Reise an eure Wünsche und Vorstellungen anpassen. Natürlich könnt ihr die Route auch in Gegenrichtung planen. Unsere Hotelempfehlungen sind alle zentral in Bahnhofsnähe und gut bewertet.
Hotel-Empfehlungen in Turin, Aosta, Zermatt, Chur und Verona
Wir nutzen für die Hotelsuche gern Metasuchmaschinen wie Trivago, da booking.com nicht immer den besten Preis hat. So könnt ihr mit einer Abfrage gleich alle wichtigen Portale auf einmal durchsuchen, wie gewohnt nach Bewertungen, der Lage, Sternen, Inklusivleistungen wie Frühstück usw. filtern, nach dem Preis sortieren und euch die Ergebnisse auf der Karte anschauen.
Hotelbsp. 1 Nacht Turin ab 40€ pP
Hotelbsp. 1 Nacht Châtillon / Aosta ab 26€ pP
Hotelbsp. 2 Nächte Zermatt ab 110€ pP
Hotelbsp. 1 Nacht Chur ab 65€ pP
Hotelbsp. 1 Nacht Tirano ab 44€ pP
Hotelbsp. 1 Nacht Verona ab 57€ pP
Tickets für die Matterhorn-Alpenüberquerung buchen
Es gibt ein Sammelticket für alle Seilbahnen der Alpenüberquerung, das etwas günstiger ist als Einzeltickets. Startet ihr in Zermatt, kostet es 124 CHF, von italienischer Seite aus 124 Euro. Zweiteres ist bei aktuellem Währungskurs etwas günstiger.
Ihr dürft an den Zwischenstationen natürlich aussteigen und müsst nicht direkt weiterfahren. Der Eintritt zum Gletscher-Palast, zur SnowXperience auf dem Plateau Rosa und der 3S InfoCube ist enthalten. Außerdem dürft ihr die Aussichtsplattform, die Cinema Lounge und den Ortsbus in Zermatt gratis nutzen.
Es gibt aktuell weder Rabatte für Frühbucher noch scheint es Kontingente zu geben. Entsprechend sehen wir Stand heute keine Notwendigkeit, das Ticket weit im Voraus zu kaufen. Zumal es vorkommen kann, dass wetterbedingt oder wegen Wartungsarbeiten eine der Seilbahnen geschlossen werden muss.
Online bekommt ihr es je nach Richtung über das Schweizer oder Italienische Skigebiet. Ihr müsst beim Kauf ein Datum auswählen und es erfolgt dabei auch gleich die Prüfung, ob die Bahnen an diesem Tag planmäßig verkehren.

Sollte es aufgrund einer kurzfristigen Schließung keine Möglichkeit geben, die Alpenüberquerung an dem Tag zu unternehmen, könnt ihr aus dem Aostatal mit dem Bus in weniger als 2 Stunden ins französische Chamonix fahren, den Tag am Mont Blanc verbringen und abends über Martigny und Visp mit dem Zug nach Zermatt fahren. Alternativ gibt es nachmittags auch einen Bus von Aosta direkt nach Martigny.
Ticket Matterhorn-Alpenüberquerung ab 124€ pP
Tickets für den Glacier Express & Bernina Express kaufen
Die regulären Schweizer Bahntickets sind extrem teuer. Das gilt natürlich auch für den Glacier Express und den Bernina Express. Wir verraten euch aber drei kleine Tricks, mit denen ihr beide Strecken schon für 110€ bekommt.
Zunächst müsst ihr wissen, dass sowohl der Glacier Express als auch der Bernina Express spezielle Panoramazüge sind, die zwischen den regulären Regionalbahnen verkehren. Die befahrene Strecke ist dabei exakt gleich. Der Unterschied ist nur, dass ihr bei den Regionalzügen unterwegs das eine oder andere Mal umsteigen müsst.
Dafür habt ihr aber den Vorteil, dass sich bei den Regionalzügen die Fenster öffnen lassen für schöne Fotos und Videos, während ihr bei den Panoramazügen fast immer die spiegelnden Scheiben vor euch habt. Weiterer Nachteil der Panoramazüge ist die Reservierungspflicht. Wenn es schlecht läuft, sitzt ihr nur in zweiter Reihe am Gang irgendwo zwischen einer asiatischen Gruppe. Und natürlich könnt ihr unterwegs auch nicht aussteigen und einfach den nächsten Zug eine Stunde später nehmen, sondern müsst tatsächlich die ganze Zeit auf eurem Platz verbringen.
Tipp 1: Besorgt euch einfach nur gültige Tickets für die Strecke und nutzt die Regionalbahnen vor und nach den Panoramazügen.
Auch bei den Tickets selbst gibt es einen Trick. Die Schweizer Bundesbahnen verkaufen seit einigen Jahren Tageskarten, die auf allen regulären Bahnstrecken der Schweiz gelten, aber auch in einigen Bussen und auf vielen Fähren. Mit diesen Tagestickets könnt ihr natürlich auch die Strecken nutzen, auf denen der Glacier Express und der Bernina Express unterwegs ist.
Die Tageskarten sind begrenzt verfügbar und werden bei hoher Nachfrage in mehreren Stufen teuer. Der günstigste Ab-Preis liegt bei 52 CHF, also rund 55€. Weit im Voraus bekommt ihr diesen fast immer, selbst an Feiertagen und Wochenenden. Je näher das Datum rückt, desto teurer wird es. Hier lohnt sich frühzeitige Buchung massiv.
Es gibt die Tagestickets sowohl für die 2. Klasse wie auch mit Aufpreis für die 1. Klasse. Zweitere bietet etwas mehr Platz und ist in der Regel vor allem in den Regionalzügen eher leer. Weitere Vorteile habt ihr aber nicht.
Theoretisch schafft ihr es sogar an einem Tag beide Strecken abzufahren, da sich Glacier Express und Bernina Express zwischen Chur und St. Moritz überschneiden. Dann seid ihr allerdings etwa 11 bis 12 Stunden unterwegs ohne längere Zwischenstopps. Dafür benötigt ihr dann aber nur eine Tageskarte, landet also bestenfalls bei 55€.
Natürlich könnt ihr die Gültigkeit der Tageskarten auch so mehr ausreizen. So bietet sich nach dem Glacier Express noch die Fahrt hinauf nach Arosa an. Oder ihr legt auf dem der Strecke des Bernina Express noch einen Abstecher nach Davos ein. Ihr könnt den Tagespass auch nutzen, um weiter Richtung Zürich, Basel oder Luzern zu fahren, wenn ihr mehr Zeit in der Schweiz verbringen möchtet.
Wie viele Tagestickets ihr am Stück nutzt, ist euch überlassen. Ab 3 Tagen Gültigkeit gibt es allerdings auch den Swiss Travel Pass, der gegebenenfalls günstiger ist, wenn ihr die Tageskarten nicht für die 52 CHF Startpreis bekommt.
Tipp 2: Kauft frühzeitig bei den SBB Tageskarten für euer gewünschtes Reisedatum, da dies der mit Abstand günstigste Weg ist, die Strecken des Glacier Express und des Bernina Express zu bereisen.
Im Bernina Express gibt es außerdem einen Sonderfall. Im Panoramazug gibt es in der Lok einige Plätze ohne Reservierungspflicht. Diese könnt ihr einfach mit einem gültigen Ticket wie der Tageskarte nutzen. Offiziell kommuniziert wird das allerdings nicht, es ist eher ein offenes Geheimnis.
Dennoch hat sich das inzwischen auch über Eisenbahnfans hinaus herumgesprochen, so dass ihr immer damit rechnen müsst, dass es zu Engpässen kommt. Sind alle Plätze belegt, müsst ihr im schlechtesten Fall stehen oder werdet gar nicht erst mitgenommen. Deshalb empfehlen wir diese Option nur dann, wenn ihr am Startbahnhof des Zuges einsteigt und frühzeitig bei Bereitstellung schon am Bahnsteig seid.
Tipp 3: Im Bernina Express könnt ihr auch ohne obligatorische Sitzplatzreservierung mitfahren. Allerdings stehen nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung und die Mitnahme ist nicht garantiert.
2x Tageskarte Schweizer Bahnen ab 110€ pP
Regionalbahn-Tickets in Italien kaufen
Deutlich einfacher ist dagegen die Beschaffung von Fahrkarten im italienischen Nahverkehr. Es gibt weder Kontingente noch Sparpreise für frühzeitige Buchung. Ihr könnt die Tickets einfach online oder in der App bei Trenitalia oder Trenord, am Automaten oder Schalter kaufen. Achtet allerdings auf die Gültigkeit und darauf, ob ihr die Fahrkarten noch validieren müsst.
Die Preise sind recht günstig und die Tickets gelten im Falle von Schienenersatzverkehr wie aktuell im Aostatal auch im Bus. Von Turin aus zahlt ihr nach Châtillon nicht einmal 10€, nach Aosta etwas mehr. Auch für 3,5 Stunden lange Fahrt von Edolo nach Verona werdet ihr mit gerade einmal 14€ zur Kasse gebeten.
Zwischen Turin, Mailand, Brescia und Verona fahren zusätzlich zu mindestens stündlichen Regionalbahnen auch Hochgeschwindigkeitszüge von Trenitalia und Italo. Diese haben während Promos Preise ab 9€. Allerdings müsst ihr dann schon wochenlang im Voraus buchen und euch auf einen Zug festlegen. Da die Strecken eher kurz sind, lohnt sich das unserer Meinung nach kaum.