Nachhaltig reisen ist zu einem großen Thema geworden. Reden wir über eins der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen, Mallorca, stellt man in Diskussionen schnell fest, dass Nachhaltigkeit hier einfach Verzicht bedeutet. Denn wie soll man ohne Benutzung eines Fliegers realistisch auf eine Mittelmeerinsel kommen?
Vielleicht habt ihr euch diese Frage tatsächlich schon einmal gestellt. Oder sogar konkret recherchiert. Hier beginnen die Probleme auch schon. Während es für die Flugsuche eine ganze Armada an Vergleichsseiten, Schnäppchenportalen und Online-Reisebüros gibt, gestaltet sich allein die Frage nach den Optionen schon schwer, will man auf einen Flug verzichten.
Das liegt daran, dass die Bahngesellschaften der einzelnen Länder selbst innerhalb der EU nur sehr widerwillig miteinander kooperieren. Dadurch lassen sich oft keine durchgehenden Tickets ausstellen und ihr verliert eure Rechte bei Anschlussverlust. Großzügige Puffer und ein Plan B sind für solche Reisen quasi unentbehrlich.
Dennoch wächst das Interesse daran, auch längere Strecken quer durch Europa ohne Flieger zurückzulegen. Neben dem Umweltgedanken sind häufige Gründe auch Flugangst oder sehr viel Gepäck. Aktuell kommen natürlich auch noch die Unsicherheiten durch lange Wartezeiten oder Streiks hinzu. Nicht zu vergessen aber auch das momentan hohe Risiko, euren Koffer nach dem Aufgeben wochenlang nicht wiederzusehen.
Also pure Spinnerei ist es sicher nicht!
Trotzdem muss eine Reise ohne Flieger auch immer noch sinnvoll umsetzbar sein. Ohne Zweifel wird sie länger dauern und in vielen Fällen auch mehr kosten.
Es klappt also vor allem dann, wenn auch der Weg das Ziel ist.
Entspannend ist es ja schon, mit guter Musik, etwas zu lesen oder einem Film entspannt anzukommen. Ebenso ist der Blick aus dem Fenster mit ständig veränderter Landschaft für viele ein Grund, den Zug zu nehmen. Ihr könnt aufstehen, wann ihr wollt, die Toiletten sind mindestens doppelt so groß wie im Flieger, ihr habt im Normalfall mehr Platz und es gibt oft Plätze um als Paar oder Familie gegenüber zu sitzen.
Jeder Umstieg vermindert allerdings den Komfort und erhöht das Risiko, den Anschluss zu verpassen. Deswegen solltet ihr mehr darauf achten, umsteigefrei ans Ziel zu kommen, als auf die Fahrzeit auf dem Papier. Denn verpasst ihr euren Anschluss, ist der schicke Fahrplan ohnehin Makulatur.
Auf dem Weg nach Mallorca könnt ihr dies gut nachvollziehen. Die schnellsten Verbindungen führen in der Regel über Paris und Barcelona, wo es auf die Fähre geht. Aber allein schon der Umstieg in Paris ist kein Vergnügen. Denn ihr müsst vom Ost- oder Nordbahnhof, wo die Züge aus Deutschland ankommen, in kürzester Zeit zur Gare de Lyon. Denn dort starten die TGV in den Süden.
Wer die Hast mit Gepäck einmal quer durch die französische Hauptstadt mit der Metro oder RER mitgemacht hat, wird uns vermutlich Recht geben, dass ihr Paris im Idealfall vermeidet. Und da sich die französische Bahngesellschaft SNCF und ihr spanisches Gegenstück RENFE alles andere als grün sind, gibt es trotz Fertigstellung einer Hochgeschwindigkeitsstrecke von Paris nach Barcelona bisher nur wenige grenzüberschreitende Züge. Entsprechend kompliziert ist es auch, an attraktive Sparpreise zu kommen.
Um komfortabel ohne Flieger nach Mallorca zu kommen, gibt es eigentlich nur einen wirklich attraktiven Weg. Ihr nehmt einen TGV von Strasbourg direkt an die Côte d’Azur, der Paris links liegen lässt und mindestens bis Marseille fährt. Von dort starten etwa halbstündlich Regionalzüge, mit denen ihr in einer knappen Stunde Toulon erreicht. Vom dortigen Hafen verkehrt mehrmals in der Woche eine Fähre nach Alcúdia auf Mallorca. Bis Strasbourg fahren sowohl die Deutsche Bahn als auch die SNCF abwechselnd.
Bei morgendlicher Abfahrt in München, Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim oder Frankfurt, seid ihr am späten Nachmittag oder frühen Abend in Toulon und bei entsprechender Auswahl der Fähre über Nacht am nächsten Morgen auf Mallorca.
Durchgehende Tickets für den Zug bis nach Toulon könnt ihr bei der französischen Bahngesellschaft SNCF buchen. Dadurch sind eure Fahrgastrechte im Verspätungsfall gesichert und ihr könnt bei Anschlussverlust einfach den nächsten Zug nehmen. Strandet ihr irgendwo über Nacht, habt ihr Anspruch auf ein Hotel, könnt die Kosten dafür also einfordern, falls kein Personal vor Ort anwesend ist.
Leider lässt sich die Fähre nicht mit auf das gleiche Ticket buchen, weswegen ihr unbedingt genügend Reserve haben solltet. Generell halten sich die Verspätungen in Frankreich aber in Grenzen, da die TGV dort weitestgehend auf eigenen Gleisen fahren und sich nicht wie in Deutschland die Strecken mit dem Nah- und Güterverkehr teilen müssen.
Manchmal lohnt es sich, die Tickets in Strasbourg zu splitten, wenn ihr bei der Deutschen Bahn besondere Sparpreise oder Sondertickets nutzen könnt oder nicht weit von der französischen grenze entfernt wohnt. Denkt auch hier an etwas Reservezeit, um den Hauptstreckenanteil ab Strasbourg nicht zu gefährden.
Die Ticketsuche bei der Französischen Bahn funktioniert auch auf Deutsch und läuft recht unkompliziert. Um Verbindungen über Paris auszuschließen, gebt ihr als „Via-Bahnhof“ am besten Mulhouse ein, da dort nur die TGV Richtung Lyon vorbei kommen.
Die Preise von Strasbourg nach Toulon starten aktuell bei 59€ pro Person, ab Frankfurt gibt es Sparpreise schon für etwas über 70€. Zudem findet ihr regelmäßig Promos und Sales. Abonniert am besten den Newsletter, um sie nicht zu verpassen.
Bsp. Bahn-Anreise nach Toulon am 14.9.
ab Strasbourg:
ab Stuttgart:
ab Frankfurt:
MEGA EXPRESS heißen die großen Schiffe von corsica ferries, die mehrmals die Woche auf der Strecke von Toulon nach Mallorca unterwegs sind. Je nach Reisetag gibt es sowohl Tages- als auch Nachtfahrten. Die Zeiten wechseln auch regelmäßig, was die Planung leider nicht einfach macht.
Bei ferryhopper könnt ihr euch aber recht schnell einen Überblick verschaffen, ohne jedes Mal erst alle eure Daten eingeben zu müssen. Entsprechend solltet ihr auch immer zuerst nach der Fähre schauen und erst danach die Zuganreise recherchieren.
Findet ihr nur Tagesfahrten in eurem Zeitraum, kommt als weitere Option in Frage, am Vortag nach Toulon anzureisen und euch dort ein Hotel zu nehmen. In der Stadt sind diese anders als am Meer durchaus bezahlbar. Die Fahrt tagsüber hinüber nach Mallorca ist auch ein Erlebnis und das für die Kabine gesparte Geld könnt ihr in das Hotel investieren.
Die Kabinenpreise sind auch nicht überteuert. Während die Überfahrt auf einem nicht-reservierten Sitzplatz je nach Abfahrtstag zwischen 20 und 30 Euro kostet, bezahlt ihr für eine Außenkabine zu zweit 199€.
Bsp. Fähre Toulon → Alcúdia am 14.9.
Auswahl von Sitzplatz:
Auswahl Außenkabine:
Wir wissen natürlich, dass ihr jetzt nicht umgehend eure Flüge storniert und die Server der Bahngesellschaften mit Ticketanfragen lahmlegt. Hintergrund des Artikels ist eher zu zeigen, worauf ihr achten solltet, wenn ihr euch mit dem Gedanken beschäftigt, ohne Flieger ans Mittelmeer zu kommen.
Preislich ist es bei guter Planung und langer Vorausbuchung auch gar nicht so unattraktiv. Schon für weniger als 100€ bekommt ihr die Fahrt mit Zug und Fähre nach Mallorca. Noch dazu mit quasi unbegrenzte Gepäck.
Realistisch sind aber eher 200€ bis 250€ pro Person und Strecke einzuplanen. Denn dann wird es mit Zwischenübernachtung im Hotel oder einer Außenkabine an Bord des Schiffes auch eine komfortable Reise, die dann wirklich den Weg zum Ziel macht.