In 80 Tagen um die Welt: Tag 4 → Durch die Toskana nach Rom

Was bisher geschah:

Von beiden für Venedig ausgewählten Hotels sind es maximal 5 Minuten zu Fuß bis zum Zug nach Rom. Und sucht man sich eine der schnellen Verbindungen heraus, ist man in weniger als 4 Stunden am Hauptbahnhof von Rom, der auf den schönen Namen „Termini“ hört.

Da für die italienische Hauptstadt aber ohnehin zwei volle Besichtigungstage eingeplant sind und entsprechend ausreichend Zeit ist, möchte ich die Reise gern etwas aufregender gestalten als von Tunnel zu Tunnel auf einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zu rasen.

(Mindestens) zwei Optionen bieten sich an, um den Tag etwas erlebnisreicher zu machen. Zum einen liegt mit Florenz eine der spannendsten Städte Europas ziemlich mittig. Und vom Bahnhof ins historische Zentrum braucht man auch nur ein paar Minuten. Das Gepäck können wir einfach am Bahnhof abgeben.

Alternativ dazu lässt sich eine spannende Route auf Nebenstrecken durch die Emilia-Romagna und Toskana zusammenstellen mit Stopps in Bologna, Pistoia und Siena. Dabei sind nicht nur die Unterwegshalte das Ziel, sondern auch die im Vergleich zum Hochgeschwindigkeitsverkehr doch recht traditionell anmutenden Bahnen abseits der Metropolen.

Bevor ich gleichauf beide Optionen unten noch etwas detaillierter eingehen werden, werfe ich für Sammler von Länderpunkten noch eine dritte Möglichkeit in den Raum. Und nein, den Vatikan erledigen wir an den darauf folgenden Tagen. Aber das kleine Fürstentum San Marino lässt sich ebenfalls mit etwas gutem Willen auf der Strecke von Venedig nach Rom einbauen.

Dazu geht es morgens zunächst entlang der Adria nach Rimini, von wo die Busse nach San Marino starten. Nach aktuellem Fahrplan können wir uns knapp 6 Stunden im Fürstentum aufhalten, bevor es über Rimini mit dem letzten Zug des Abends nach Rom geht.

Hier aber erst einmal alle 3 Optionen in der Kartenansicht:


Option 1: Stadtbesichtigung Florenz

Nur etwa 2 Stunden dauert die Fahrt von Venedig ins Zentrum der Toskana, nach Florenz. Natürlich nehmen wir einen Zug, der zum zentralen Bahnhof Santa Maria Novella mitten im historischen Zentrum fährt. Von hier aus lässt sich die Innenstadt bequem zu Fuß erlaufen und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigen.

Je nachdem wie früh am Morgen wir in Venedig aufbrechen, bleibt Zeit für Museen oder die Fahrt mit dem lokalen Bus hinauf zum Piazzale Michelangelo, von dem man den berühmten Blick auf die Dächer der Stadt und den Fluss Arno hat.

Auf keinen Fall verpassen dürfen wir:

  • Kathedrale von Florenz (mit Besteigung der Kuppel)
  • Piazza della Signoria
  • Ponte Vecchio
  • Palazzo Pitti
  • Piazzale Michelangelo

Vom Piazzale Michelangelo könnt ihr einen Stadtbus zurück zum Bahnhof bzw. ins Zentrum nehmen, je nachdem wie viel Zeit noch bis zur Weiterfahrt verbleibt.

Der reine Fußweg sind etwa 5 Kilometer. Natürlich kommen durch Umwege, Bummeln, Fotoperspektiven usw. noch mal etwa 1 bis 2 Kilometer obendrauf. Mindestens 2 Stunden dauert entsprechend der Weg vom Bahnhof bis zur Piazzale Michelangelo. Aber zumindest in die Kuppel der Kathedrale sollten wir nach Möglichkeit kommen. Deswegen werden wir Züge auswählen, die uns wenigstens 5 bis 6 Stunden Zeit in der Stadt lassen.

Option 2: Durch die Emilia-Romagna und Toskana

Ähnlich weit wie durch Florenz werden die Fußwege auch bei Option 2 sein, natürlich davon abhängig, ob wir tatsächlich den Besuch gleich von drei Städten an einem Tag durchziehen. Aber da wir nur mit Regionalzügen ohne Zugbindung unterwegs sein werden, können wir den Plan recht individuell an Wetter, Lust und Laune anpassen.

Nach Bologna geht es zunächst recht unspektakulär mit einem Schnellzug oder Eilzug, die Fahrzeiten unterscheiden sich hier nicht allzu sehr. In der Regel können wir an beiden Bahnhöfen Venedigs starten.

Bologna

Etwa 15 Fußminuten sind es vom Bahnhof der Stadt ins historische Zentrum, wo auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu finden sind. Neben der Piazza Maggiore mit ihren Arkadengängen gehören auch der Neptunbrunnen und die mittelalterlichen Geschlechtertürme zu den Must-Sees.

Die Universität von Bologna gilt als älteste Europas, Teile davon sind ebenfalls in der Innenstadt zu finden. Zahlreiche Paläste zeugen von der langen Vergangenheit. Seit Ryanair den örtlichen Flughafen zu einem der Basen gemacht hat, ist die Stadt fast schon neu erwacht und gehört inzwischen wieder zu den schönsten Italiens.

Zurück am Bahnhof, einem der wichtigsten Knotenpunkte des italienischen Bahnnetzes, wird es sicher etwas dauern, die recht unbedeutende, aber landschaftlich super interessante Regionalbahn nach Porretta Terme zu finden. Der kleine Ort liegt an der Grenze zwischen der Emilia-Romagna und der Toskana und dient uns als Umsteigepunkt weiter nach Pistoia.

Lediglich ein paar Mal am Tag fahren die Züge auf dieser Strecke, aktuell morgens 6 Uhr und 8 Uhr, danach erst wieder nach 12. Der Mittagszeit ist zwar schon etwas spät, aber auf den italienischen Nebenstrecken muss man sich leider dem Verkehr anpassen.

Pistoia

Immerhin knapp 100.000 Einwohner leben in der Provinzhauptstadt Pistoia nordwestlich von Florenz. Die Geschichte der Stadt reicht bis ins 2. Jahrhundert vor Christus zurück und wer Florenz kennt, wird viele Gemeinsamkeiten finden.

Die Architektur gleicht der von Florenz, Kathedrale und Baptisterium sind auch hier die wichtigsten Attraktionen, um die sich eine durchaus interessante Altstadt gruppiert.

Um uns etwas Weg zu sparen, können wir von Bologna aus kommend bereits am Bahnhof Ovest aussteigen, knapp 3 Kilometer durch die Stadt laufen und anschließend den kürzeren Weg zum Hauptbahnhof von Pistoia nehmen, von wo die Züge Richtung Florenz fahren, mit denen es wetergeht.

Bereits am Bahnhof Firenze Rifredi findet in der Regel der Umstieg zu den Zügen nach Siena statt, einer weiteren sehr sehenswerten Perle der Toskana. Theoretisch wäre auch ein Umstieg in den Bus in Florenz möglich, wenn gerade kein passender Regionalzug fährt.

Siena

Ebenfalls Provinzhauptstadt ist Siena aber nur etwa halb so groß wie Pistoia. Dennoch oder vielleicht auch gerade deshalb gilt die Stadt als einer der schönsten Italiens. Die historische Altstadt gehört zum UNESCO-Welterbe, auch die kleine Universität kann auf eine lange Vergangenheit zurückblicken.

Der Palazzo Pubblico im Zentrum ist sicher der touristische Dreh- und Angelpunkt der Stadt. Wer gut zu Fuß ist, sollte auf den 102 Meter hohen Torre del Mangia steigen mit perfektem Rundumblick über die Stadt und weit darüber hinaus.

Auch am Palazzo Salimbeni und am Palazzo Tolomei führt kein Weg vorbei, jedenfalls nicht unser Stadtrundgang, der zum Schluss wieder am Bahnhof endet.

Etwa 2 Kilometer laufen wir vom Bahnhof zum Piazza del Campo, also 30 Minuten. Rückzu geht es dann per Bus oder Taxi zur Not etwas schneller. Viele Optionen bleiben auch nicht, wenn wir es am gleichen Abend noch bis Rom schaffen wollen. Normalerweise geht die letzte Verbindung um ca. 19:30 Uhr.

Die größte Herausforderung der Option 2 ist sicher das Gepäck. In Bologna können wir es bequem am Bahnhof abgeben, in Siena geht es zur Not am Busbahnhof in der Stadt, der ohnehin auf dem Weg liegt. In Pistoia müssen wir es entweder mit uns nehmen oder finden für den Tag eine generell andere Lösung zum Beispiel per Kurierdienst.

Aber im Detail lässt sich der Tag tatsächlich erst planen, wenn wir die Bahnfahrpläne für Oktober 2022 haben oder zumindest diese ungefähr absehbar sind. Denkbar ist natürlich auch, eine Übernachtung in Siena einzuplanen und am nächsten Morgen nach Rom zu fahren. Selbst die beste Planung wird eben am Ende oft von der Realität eingeholt.

Wissenswertes zum Bahnfahren in Italien

Generell muss man zwischen Fernverkehr und Nahverkehr in Italien unterscheiden, auch wenn die Unterschiede noch nicht so ausgeprägt sind wie in Deutschland.
Der Fernverkehr ist privatisiert und neben der ehemaligen Staatsbahn Trenitalia verkehrt auf den Hauptstrecken mit dem Italo auch eine echte Konkurrenz im Hochgeschwindigkeitsverkehr.
Tickets sind bei beiden Gesellschaften an den jeweiligen Zug gebunden und enthalten bereits die Sitzplatzreservierung. Einfach einsteigen und mitfahren ist entsprechend nicht möglich.
Die Preise schwanken je nach Saison und Tageszeit beträchtlich. An den Wochenenden, rund um Feiertage und dann vor allem tagsüber findet man kaum die oft beworbenen Sparpreise ab 19€. Im Gegenteil, selbst auf mittleren Strecken muss man dann nicht selten mehr als 50€ zahlen.
Eine gute Alternative sind dann gelegentlich die langsameren IC-Züge mit mehr Zwischenhalten oder abseits der Schnellstrecken. Vor allem wenn ihr ohnehin Zeit habt.
Im Regionalverkehr gibt es mehrere Gesellschaften, der Verkehr wird von den lokalen Provinzen mitfinanziert. Auf einigen Strecken herrscht gähnende Leere über Stunden, auf wichtigen Pendlerrouten dagegen kommt alle 15 Minuten etwas.
Großer Vorteil am Nahverkehr ist der der äußerst attraktive Preis. Zudem gilt das Ticket über mehrere Stunden, ihr müsst euch also in der Regel nicht auf einen bestimmten Zug festlegen. Sparpreise gibt es nicht, so dass ihr auch erst kurz vor Abfahrt ein Ticket kaufen könnt.


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So oder so erfahrt ihr nächste Woche, wie ich mir 2 Tage in Rom im Idealfall planen würde. Was ja neben dieser Weltreise genauso interessant für einen Wochenendtrip ist. Bleibt also dran!

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